Initiation bezeichnete im Altertum die Zulassung zu den Mysterien, z. B. dem Mithraskult und die Aufnahme in einen Geheimbund. In der Ethnologie wird damit die Reifefeier oder -weihe bezeichnet, bei der in vielen Kulturen durch bestimmte Bräuche die Aufnahme in den Kreis der vollberechtigten Standes- oder Altersmitglieder einer Gruppe vollzogen wird, oft der Knaben in die Gesellschaft der Männer.
Quelle: Wikipedia
Initiation in archaischen Kulturen
Werfen wir zunächst einen Blick auf die weibliche Initiation: Die Initiation der Mädchen in die Gesellschaft der Frauen erfolgte in archaischen Kulturen traditionell mit der ersten Menstruation. Ein offensichtlicher und einschneidender Vorgang für jede Frau, aus ihrer intimsten Körperöffnung zu bluten. Es handelt sich um einen tiefgreifenden körperlichen und seelischen Erneuerungsprozess, der monatlich stattfindet. So erleben Frauen jeden Monat eine Erneuerung, ein kleines Stirb und Werde. Traditionell haben sich die Frauen über die Dauer dieses Prozesses aus der Gesellschaft in die Frauenhütte zurückgezogen. Hier fand auch die Initiation der Mädchen statt.
Ein weiterer initiatischer Vorgang ist exklusiv den Frauen vorbehalten: das Schenken von Leben im Prozess der Geburt. Ebenfalls ein tiefgreifender, schmerzlicher und blutiger Prozess, in dem die Frau ganz natürlich in den Status der Mutterschaft initiiert wird.
In der Folge ergab sich für die Frauen eine natürliche Anbindung an initiatisches Bewusstsein; daraus erwuchs unter anderem eine vertiefte Bereitschaft, loszulassen und sich dem Gang des Lebens hinzugeben.
Die Männer haben mit der archaischen Intelligenz früher Kulturen erkannt, dass diese mystischen Vorgänge bedeutsam für die Entwicklung zum gereiften Menschen sind und haben Wege gesucht, solche Erfahrungen auch für Männer zu erschaffen.
So sind Initiationsrituale für Knaben entstanden, in denen diese in den Kreis der Männer eingeführt wurden. Auch diese Rituale umfassten häufig das Zufügen einer blutigen Verletzung und eine bewusste Erfahrung des Stirb und Werde.
Jedoch in einem Vorgang unterschieden sich die Rituale der Männer von den Ritualen der Frauen ganz grundlegend: in diesem Prozess wurden die Jungen aus dem Raum der Mutter in den Raum der Männer gebracht; damit wurde die Trennung aus dem Versorgungsraum des Weiblichen, der erweiterten Gebärmutter, in den autonomen Stand des Mannes vollzogen, der selbstverantwortlich im Leben steht.
Ein Ansatz für moderne Initiation
Diese Initiationsrituale sind in unserer heutigen Zeit weitgehend vergessen und so leiden wir einen großen Mangel an männlicher Initiation. Das wirkt sich in den drei Punkten ganz eklatant aus:
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Männer haben den Kontakt zum Wundprinzip als erstes universales Prinzip verloren. Das macht uns entweder konfliktscheu oder konfliktsüchtig, lässt uns anhaften an guten Zuständen und bringt Mangel an Mitgefühl mit uns selbst und anderen.
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Männer haben den Kontakt zum Stirb und Werde als zweites universales Prinzip verloren. Das lässt uns ängstlich sein bis hin zur Todesangst und unfrei anhaften an Besitz und Status.
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Männer bleiben bis ins hohe Alter orientiert am Weiblichen, sind emotional abhängig und verheddern sich in ihren Beziehungen in Kämpfen um Bedürfniserfüllung und Autonomie. Sie kompensieren einen unbewusst gefühlten Mangel durch zahlreiche Süchte. Die Verwurzelung im Männlichen als einer nährenden und identitätsspendenden Kraft ist gestört, der Kontakt zu anderen Männern wird häufig von Machtkämpfen, Konkurrenzdenken und Misstrauen geprägt.
Nun kann die Lösung nicht darin liegen, in der Zeit zurückzugehen zu archaischen Brauchtümern und Ritualen. Doch all diese Initiationsrituale für Männer sind typischerweise drei universalen initiatischen Prinzipien gefolgt, die auch heute noch wirksam sind. Es geht darum, moderne, therapeutisch fundierte Initiationsräume zu gestalten, in denen die drei universalen Prinzipien der Initiation für Männer angewendet werden:
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Kontakt zum Wundprinzip. Das Wundprinzip liegt allem Lebendigem zugrunde. Jeder Mensch ist verletzt, es gibt keinen Anspruch auf Unversehrtheit. Die Erfahrung des Wundprinzips löst uns von der Illusion der Unverletzlichkeit und vom Anspruch der Unverletztheit; sie öffnet uns für Mitgefühl mit uns selbst und mit anderen.
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Kontakt zum Prinzip des Stirb und Werde. Jede Form und jeder Zustand ist vergänglich, jedes Ende begründet einen neuen Anfang. Die Erfahrung des Stirb und Werde öffnet uns für die Nichtanhaftung an definierte Formen, Besitz und Status, gibt uns die Fähigkeit zur Hingabe an das Leben und fördert die Akzeptanz von Vergänglichkeit und Tod als Teil des Lebens.
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Der Abschied von Mutter und damit vom Versorgungsprinzip des Weiblichen und im gleichen Zuge die Aufnahme in den Kreis der Männer. Diese ganz speziell männliche Erfahrung eines Stirb und Werde löst uns vom Anspruch des Versorgtseins, öffnet uns für männliche Autonomie und schafft Identität und Beheimatung im Männlichen durch den Kreis der Gemeinschaft der Männer.
Hier beginnt die Arbeit von initiamus. Wir schaffen Räume für initiatische Erfahrungen und Rituale im Kreis von Männern, in denen Bewusstseinsentwicklung und Nachreifung geschehen kann und Du wieder Kontakt gewinnst zu Deinen ureigenen männlichen Ressourcen.
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Du erfährst Verletzung und Verletzlichkeit als Teil des Wundprinzips und als Portal zum Kontakt mit Dir selbst.
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Du erfährst Krisen als einen kreativen Raum von Stirb und Werde und als Möglichkeit zu Wachstum, Reifung und Potenzialentfaltung.
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Du erfährst im Kontakt zu Frauen einen neuen Grad von Freiheit und eine gereifte Beziehungsfähigkeit.
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Du erfährst den Kontakt zum Männlichen als nährend und erfüllend und den Kreis der Gemeinschaft der Männer als Ressource.